Toxische Beziehungen

 

Im Interview mit dem Psychologen, Coach und Buchautor Dr. Frank Hagenow sprachen wir über toxische Beziehungen.

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Dabei geht es um wichtige Fragen: Wie schaffe ich es, nicht in eine toxische Beziehung zurückzukehren? Wie vermeide ich es, wieder in das gleiche Muster zu geraten? Wie kann ich erkennen: Was zieht mich eigentlich an? Was geben mir diese Menschen? Was hält mich in einer toxischen Beziehung im positiven Sinne? Welche Vorteile habe ich aus dieser Beziehung? Hier geht es um Bestätigung und Anerkennung, aber auch um die negativen Aspekte, wie z. B. der Druck, der Psychoterror, Drohungen, psychische oder verbale Gewalt, die uns in toxischen Beziehungen halten. Beziehungen, insbesondere wenn es dann um partnerschaftliche Liebesbeziehungen geht, die löst man ja auch nicht so einfach. Sondern wir stecken in Verpflichtungen, in Abhängigkeiten auch in finanzieller Hinsicht. Oftmals ist man als Partnerin mit seinem Partner auch gemeinsame Übereinkünfte eingegangen. Vielleicht gibt es Kinder. Das heißt, es gibt dann einen inneren Konflikt. Das ist nicht so einfach zu sagen: "Jetzt bin ich hier mal raus aus der Nummer!" Das ist eine schwierige Situation, für die es keine Standardlösung gibt. Was wir oft vergessen, dass wir in neue Beziehungen uns selbst auch immer mitnehmen. Wir treffen den neuen Mann oder die neue Frau, die finden wir aus bestimmten Gründen attraktiv, die ziehen uns aus bestimmten Gründen an. Und manchmal sind es dieselben Gründe, aus denen wir uns zu jemand anderem früher hingezogen gefühlt haben. Deshalb ist es sinnvoll, selber wieder einen Moment Abstand zu nehmen und zu sagen. "Was passiert hier gerade? Gefällt mir das, was hier passiert? Tut mir das wirklich gut oder bin ich gerade auf Wolke Sieben?" Wir sprechen auch über den Begriff "Kognitive Dissonanz". Denn: Menschen verhalten sich nicht immer logisch, aber fast immer psycho-logisch. Wir verhalten uns oftmals wider besseres Wissen anders, als wir es eigentlich sollten. Weil wir Gewohnheiten eben nicht so gerne aufgeben. Der Wunsch nach kurzfristiger Bedürfnisbefriedigung steht oftmals im Vordergrund und langfristige Konsequenzen treten dann eher in den Hintergrund. Das hat schon Sigmund Freud gewusst: Freud hat schon davon gesprochen, dass es um ein Lustprinzip versus Realitätsprinzip geht. Unsere Lustbefriedigung haben wir im ersten Blick, sozusagen auf der ersten Seite. Da geht es darum, dass wir uns JETZT besser fühlen wollen. Dass wir JETZT irgendetwas haben wollen, was uns gerade so einschießt. Wünsche und die Bedürfnisbefriedigung auf später zu verschieben, ist ein Entwicklungsprozess, der auch Disziplin und Voraussicht braucht. Die Gefahr, dahin zurückzurutschen besteht immer. Eine Veränderung braucht ja oftmals sehr viel  Energie und das liegt auch ein stückweit daran, dass wir wenn wir uns verändern, dann wissen wir zwar, was wir verlassen, aber wir wissen noch nicht so wichtig, was wir stattdessen bekommen. Das ist ein bisschen wie bei "August Strindberg", wenn man sich "Totentanz" anguckt. Das sind Menschen, die in einer langen Beziehung sind. Oder "Wer hat Angst vor Virginia Woolf?" von Edward Albee. Da sind Menschen in einer langen, langen Beziehung und man fragt sich: "Meine Güte, warum tun die sich das an? Die Hölle auf Erden und das schon seit Jahren. Warum trennen die sich nicht einfach?" Oftmals sind in Beziehungen ja Veränderungen möglich. Beziehungen sind etwas Dynamisches und wenn ich mich verändere und merke, hier funktioniert irgendetwas nicht in der Beziehung, dann ist aus meiner Sicht der erste Schritt, das mit dem Partner anzusprechen und zu schauen, wie reagiert der darauf. Wenn ich jemandem sage: "Ich bin nicht mehr so richtig glücklich in unserer Beziehung. Ich mache mir Sorgen um Dinge." Oder ich merke, mir gefällt irgendwas nicht; ich merke, das geht in eine Richtung, die mir nicht guttut. Wenn ich das meinem Partner sage, dann gibt das ja auch eine Chance. Zuerst einmal zu sagen, wie mir so ums Herz ist. Das macht deutlich, ich beziehe einen Standpunkt. Und zu schauen, wie reagiert mein Partner darauf, wenn ich versuche, da jetzt eine Veränderung herbeizuführen. Da hast du den Knackpunkt! Das ist die Ultrawaffe, um es herauszufinden. Wenn man merkt, es geht gar nicht um meine Gefühlswelt; sie ist nicht wirklich relevant in dieser Beziehung.