Einschüchterungen und wie mit ihnen umgehen

Warum du dich manchmal einschüchtern lässt, was der Superstar-Effekt mit Narzissmus zu tun hat und was du tun kannst, um dich selbst aus der geduckten Situation zu erheben, möchte ich dir heute näher bringen.

Einschüchterung ist ein Gefühl, das wir alle von Zeit zu Zeit erleben. Es ist ein komplexes emotionales Phänomen, das besonders Frauen oft betrifft. Wenn wir auf dominante Persönlichkeiten, selbstbewusste Menschen und den sogenannten Superstar-Effekt treffen, kann dies zu einem Gefühl der Unsicherheit führen. Wenn wir nun das Thema Narzissmus und narzisstisches Verhalten mit einbeziehen, verstehen wir besser, warum wir uns in solchen Situationen häufig einschüchtern lassen und wie wir darauf reagieren können.

Dominantes Auftreten kann von jedem ausgehen, ob von einem Kollegen, von Vorgesetzten, aber auch die Selbstsicherheit einer Fremden. Besonders schwer ist es, wenn du natürlich unter Dauerbeschuss stehst und jemand in deinem näheren Umfeld dich immer wieder einschüchtert. Das können auch Familienangehörige, Verwandte, Freunde und die Partnerschaft sein.

In einer toxischen Beziehung, die von Macht und Kontrolle geprägt ist und sich ein Ungleichgewicht etabliert hat, sind Einschüchterungen an der Tagesordnung. Dominanz kommt vom lateinischen Wort „Dominare“ und bedeutet „Beherrschen“. Maßnahmen der Einschüchterung haben immer das Ziel, dass du dich den Gegebenheiten unterordnest.

Ich selbst habe mich in der Vergangenheit sehr oft mundtot machen lassen durch andere. Statt meine Meinung zu äußern, erstarrte ich eher. Es ist ein Thema, welches mich sehr bewegt und ist eines meiner größten Learnings und der Grund, wieso ich heute andere Frauen dabei begleite sich nicht einschüchtern zu lassen, sich zu stärken und für sich einzustehen. Ich habe zahlreiche Erinnerungen daran, wie mir in meiner Kindheit mein Platz zugewiesen wurde. Es verwundert mich daher heute nicht mehr, dass ich selbst auch in einer toxischen Partnerschaft gelandet bin, die nicht auf Augenhöhe war, sondern geprägt war von Einschüchterungen und emotionalem Missbrauch.

Ich möchte hier einen genaueren Blick auf das Thema Einschüchterung werfen. Ich werde die verschiedenen Typen betrachten, die auf andere einschüchternd wirken, welche Gründe es für direkte Maßnahmen der Einschüchterung gibt, wieso vor allem Frauen sich oft einschüchtern lassen und einige Tipps geben, wie du mit Einschüchterungen umgehen solltest.

 

Wer wirkt auf dich einschüchternd?

Ich würde prinzipiell drei Kategorien von Personen zuschreiben, einschüchternd zu sein. Typus 1 ist die energische Person, die durch ihr ungeduldiges, kraftvolles und sicheres Auftreten und schnelles Handeln auffällt und ungewollt auch mal grenzüberschreitend ist. Dazu zähle ich mich selbst übrigens auch. In der Regel, darauf angesprochen, reflektieren sie sich und können einsehen, dass sie manchmal andere überfahren mit ihrer schnellen und energischen Art.

Der zweite Typus, der einschüchternd wirkt, ist der Superstar bzw. Menschen, die den Superstar-Effekt auslösen. Allein die Anwesenheit eines Ausnahmetalents beeinflusst Konkurrenten negativ, d.h., dass etwa die Leistungen von Profigolfern überdurchschnittlich schlecht waren, wenn Tiger Woods ebenfalls antrat, denn war Woods nicht dabei, zeigten die Sportler durchweg bessere Leistungen. Der Superstar-Effekt wurde auch in Experimenten bei SchülerInnen und StudentInnen nachgewiesen. (Stangl, 2023).

Der Superstar-Effekt beschreibt also die Tendenz, Personen mit hohem Status oder Berühmtheit zu bewundern und sich in ihrer Gegenwart klein zu fühlen. Dies kann sich auf alle Bereiche des Lebens auswirken, sei es in der Arbeit, in sozialen Kreisen oder sogar auf sozialen Medien.

Typus 3 Der/Die Dominante (mit stark narzisstischem Anteilen)

Dieser Typus will immer die Oberhand beibehalten, benötigt das Machtgefühl, um sich selbst sicher zu fühlen und verwendet Einschüchterungs-Maßnahmen als Kontrollinstrument. Sie sehen sich selbst als Monopol der Wahrheit und treten entsprechend als Pseudo-Superstars auf. Sie erzeugen in den Köpfen anderer viele Selbstzweifel, denn sie wollen dir dein kritisches Urteilsvermögen nehmen. Dahinter steckt immer ein Selbstwertkomplex, der dadurch kompensiert wird, dass sie sich selbst erhöhen, indem sie andere runtermachen und destabilisieren.

Du siehst also hoffentlich jetzt schon, dass jeder im Leben mal eingeschüchtert ist, sogar Profisportler. Deine Wahrnehmung dazu anzusprechen und hinzuweisen auf die Grenzüberschreitung, kann auch relativ schnell aufgelöst werden, weil deinem Gegenüber es schlichtweg nicht bewusst ist. Und beim letzten Typus kannst du immer wieder den Umgang mit gewissen Personen infrage stellen, weil....

....eine wirkliche Persönlichkeit muss sich nicht auf diese Weise profilieren.


Die Psychologie hinter Einschüchterung:

Die Furcht vor Einschüchterung ist oft mit unserer psychologischen Veranlagung und unserer Selbstwahrnehmung verbunden. Insbesondere Frauen können aufgrund von sozialen Erwartungen und kulturellen Einflüssen dazu neigen, sich in Gegenwart dominanter oder selbstbewusster Menschen zurückzuziehen. Narzisstisches Verhalten kann diese Unsicherheit noch verstärken, da narzisstische Personen oft den Eindruck erwecken, die Wahrheit zu monopolisieren und sich überlegen zu fühlen. Eine typische Reaktion darauf ist, mit Vorsicht agieren, weil wir befürchten, in ihren Augen nicht mithalten zu können. Dies kann auf Unsicherheit, Selbstzweifel oder mangelndes Selbstvertrauen zurückzuführen sein. Frauen sind oft von Kindheit an kulturellen und sozialen Erwartungen ausgesetzt, die ihr Selbstvertrauen beeinflussen können. Diese Faktoren können dazu führen, dass sie sich in Gegenwart bestimmter Persönlichkeiten unsicher fühlen.

 Dominantes Auftreten, Selbstbewusstsein und Narzissmus:

Dominante Menschen und solche mit hohem Selbstbewusstsein haben oft die Fähigkeit, ihre Meinungen überzeugend darzulegen. Wenn diese Eigenschaften jedoch mit narzisstischem Verhalten einhergehen, können sich andere schnell überrumpelt und verunsichert fühlen. Narzisstische Personen neigen dazu, sich als unfehlbar anzusehen und ihre Sichtweise als die einzig richtige zu präsentieren. Dies kann Menschen, insbesondere Frauen, entmutigen, ihre eigenen Gedanken zu äußern. Ich höre bspw. wiederholt von meinen Klientinnen, dass ihr toxischer Ex Aussagen mit einer solchen Selbstsicherheit aussagt, dass man an der eigenen Wahrnehmung und Position zweifelt, obwohl man sich zuvor noch sicher war. Ich erninnere mich selbst an eine Situation aus meiner Zeit in einer toxischen Beziehung, wo ich meinem Partner von einem neuen Weg erzählte, den ich gefunden hatte. Auf diesem Weg überquerte ich eine Brücke und bevor ich weiter erzählen konnte, wurde ich unterbrochen mit dem Satz "Da ist keine Brücke auf diesem Weg". Das wiederholte er mehrfach, wurde dabei energischer und wirkte dabei auch leicht genervt und schüttelte den Kopf. Obwohl ich grad erst die Strecke gefahren war, kamen Zweifel hoch. Betroffene von seelischem Missbrauch kennen das zusätzliche Psychospiel des Gaslightings, wo dir deine Gefühle und deine Wahrnehmung abgesprochen wird. Hier geht es mir jetzt nur, um das extrem selbstsichere Auftreten. Schon Mike Tyson sagte: "Ich weiß nicht immer wovon ich rede, aber ich weiß, dass ich recht habe." Lass sich also nicht täuschen von selbstsicheren Auftreten.

Unsicherheiten, Selbstzweifel und das eigene Selbstbild:

Frauen beschreiben mir, dass sie sich durch Einschüchterungen klein fühlen, wie ein Bambi oftmals erstarren, kauernd vor Angst sogar, sich dann in eine Art Warteposition befinden und wenn sie reagieren können, dann erst sehr verspätet. Sie fühlen sich durch Einschüchterungen wie ein Objekt und überrollt, es fällt ihnen schwer sich für sich selbst einzusetzen und reagieren oftmals sehr impulsiv aufgrund der Grenzüberschreitung, was sie dann im Nachhinein bereuen. Die Selbstzweifel und Unsicherheiten, die in vielen Frauen wurzeln, beeinflussen maßgeblich, wie sie auf dominante oder narzisstische Menschen reagieren. Frauen könnten denken, dass ihre Meinungen nicht wichtig genug sind oder dass ihre Erfahrungen nicht zählen. Das eigene Selbstbild kann dadurch stark beeinträchtigt werden, was wiederum die Furcht vor Einschüchterung verstärkt. Wenn Frauen auf Menschen treffen, die auf sie einschüchternd wirken – sei es aufgrund ihres beruflichen Erfolgs, ihres Aussehens oder ihrer Fähigkeiten –, neigen sie dazu, sich selbst zu unterschätzen. Es ist wichtig zu erkennen, dass jeder Mensch seine Unsicherheiten und Schwächen hat, und dass die äußere Fassade nicht immer die innere Realität widerspiegelt.

Wie du Selbstsicherheit aufbauen kannst:

  1. Stelle dich vor deinem inneren Auge auf dieselbe Stufe. Lass dich von Einschüchterungsmaßnahmen nicht beeindrucken. Du entscheidest über deine Einstufung. Michelle Obama sagte den wunderbaren Satz: "When they go lower we go high." Was soviel bedeutet wie "Wenn sie Niedriger sind, gehen wir hoch." Also Kopf hoch, Blick geradeaus und Rücken gerade!
  2. Erfolge bewusst machen: Mach dir deine eigenen Stärken und Erfolge bewusst. Eine regelmäßige Selbstreflexion kann dazu beitragen, das Selbstbewusstsein zu stärken.
  3. Sich selbst herausfordern: Ermutige dich selbst, aus der Komfortzone auszubrechen und neue Herausforderungen anzunehmen. Jeder Erfolg, egal wie klein, stärkt das Selbstvertrauen. Trainiere deine Fähigkeit zum kritischen Denken und das Äußern deiner eigenen Meinung. Das Eingehen von Herausforderungen stärkt nicht nur dein Selbstvertrauen, sondern mindert auch die Angst vor Einschüchterung.
  4. Unterstützung suchen: Der Austausch mit anderen Frauen und die Suche nach Mentorinnen können wertvolle Unterstützung bieten und helfen, eigene Ängste zu überwinden und das Selbstvertrauen zu stärken.
  5. Positive Selbstgespräche: Bewusst positive Selbstgespräche können helfen, negative Gedankenmuster zu durchbrechen und das Selbstvertrauen zu stärken.
  6. Grenzen setzen: Es ist wichtig, klare persönliche Grenzen zu setzen und sich nicht von narzisstischem Verhalten beeinflussen zu lassen.

Abschließend ist zu betonen, dass Einschüchterung oft auf menschlichen Ängsten und Unsicherheiten basiert. Durch das Verständnis der Zusammenhänge zwischen dominantem Auftreten, Selbstbewusstsein, narzisstischem Verhalten und dem Superstar-Effekt kannst du lernen, dich weniger einschüchtern zu lassen und dein Selbstvertrauen zu stärken. Es ist an der Zeit, die eigene Stimme zu erheben und selbstsicher in jeder Situation aufzutreten – ungeachtet der Präsenz von narzisstischem Verhalten oder übermäßiger Dominanz.

Im Raum des Vertrauens habe ich einen Ort geschaffen, wo sich Frauen gegenseititg unterstützen können. Du bekommst Zugang über eine APP. Es ist ein Mitgliederbereich für Mütter mit toxischem Ex-Partner, der weiter versucht Macht und Kontrolle auszuüben. Hier geht es zur APP:

https://raquelstahl.de/pages/academy